Die persönliche Eigenart des Trinkers und des Rauchers

als Auslösefaktor für süchtiges Verhalten oder Wegbereiter in eine Suchterkrankung

 

Es gibt sicher viele Charakteristika, die es verdienen, aufgezählt zu werden, wenn der Mensch in seiner Individualität näher beschrieben werden soll. Dies gilt für die Mehrzahl der Menschen, die ja als gesund gelten, aber auch für jene, die das nicht sind. Persönlichkeitsaspekte, die eine Person ausmachen, sind relativ festgefahrene, also überdauernde Eigenschaften oder Wesenszüge des Menschen. Sie enthalten Faktoren und Kriterien, die der Einzelne internalisiert hat und die somit einer Veränderung schwer zugänglich sind. Süchtige und Abhängige weisen aber auch Persönlichkeitsmerkmale auf, die identisch sind mit denen Nichtbetroffener. Manche Eigenschaften unterscheiden sich lediglich graduell.

 

 

Die persönliche Empfindsamkeit bzw. Sensibilität ist sicher ein Merkmal, wodurch sich zumindest ein Teil der Süchtigen von Normalen abgrenzen lassen. Wenn man jetzt noch unterstellt, dass eine erhöhte Sensibilität und Sensitivität zu einer verstärkten Intensität des Erlebens führt, kann jeder leicht die Gefahr erkennen, wenn solche Personen Substanzen konsumieren, die Einfluss auf Erlebensweisen haben. Die Sichtweise impliziert biochemische Veränderungen im Organismus, aber auch dispositionelle Vorgaben.

 

 

Ein weiteres Kriterium ist möglicherweise das Bedeutendste. Sensitiv sein kann vom jeweiligen Umfeld als sentimental abqualifiziert werden und führt dann zu Vermeidungsverhalten so weit es geht. Für den Betroffenen ist es schwer, den richtigen Umgang damit zu finden. Das nötige Selbstbewusstsein ist meist noch nicht ausreichend ausgeprägt. Die verstärkte Intensität des emotionalen Reaktionsvermögens ist ein Nährboden für eine Aussenseiterrolle, die so keiner haben will und deren Konsequenzen natürlich unangenehm sind. So entsteht die Situation, "das Eine bedingt das Andere" und das ist süchtiges Konsumieren von ... etc. als Ausweichverhalten.

 

 

Menschliches Tun und Handeln ist nicht nur kognitiv, z.B. durch Denkleistungen rational gesteuert, sondern passiert vielfach auf einer spontanen intuitiven Ebene. Intuition wird definiert als Eingebung, ahnendes Erfassen von etwas, als unmittelbare Erkenntnis, d.h. ohne Reflexion. In unserer Gesellschaft ist intuitives Handeln weitestgehend verpönt, untergräbt es doch die Fähigkeit zum Denken. Wenn man berücksichtigt, dass Menschen sogar die Möglichkeit besitzen, über das eigene Denken nachzudenken (Metakognition), entfernt man sich durch die Intuition als Handlungsauslöser vom menschlichen Naturell und begibt sich auf die Plattform des Tieres im Vergleich mit instinktivem Verhalten.

 

 

Intuition und instinktives Verhalten ist jedoch auch für Menschen wichtig und sollte einen hohen Stellenwert haben. Der Bedeutungsgehalt liegt vor allem in dem Anteil, der für ein gut funktionierendes Selbstschutzsystem unerlässlich ist. Süchtige und Abhängige sind in hohem Maße auf die Funktionstüchtigkeit dieses Systems angewiesen. Es mininiert die Rückfallgefährdung und sichert die Aufrechterhaltung erreichter Abstinenz. Wesentliche Teile von Präventionsmaßnahmen sollten auf die Wirksamkeit unseres Selbstschutzsystems abzielen. Es kann geschult werden und ist trainierbar. Geeignete Maßnahmen sind alle Bewegungsaktivitäten, z.B. sportliches Training, Meditation, Tanz, entspannende Verfahren, die auch Körperarbeit einbeziehen (Sinnesschulung), diverse Kampfsportarten, die die psychosomatische Fitness schulen, Outdooraktivitäten usw.