Stress

- Ein Mechanismus der Selbstregulation

 

Den richtigen Umgang mit Stress zu finden ist unerlässlich für ein entsprechendes Gesundheitsverhalten und somit relevant für die Sucht- bzw. Abhängigkeitsproblematik. Hier zunächst eine anerkante Definition dessen, was Stress ist und was ihn ausmacht:

 

Stress ist demnach ein Muster spezifischer und unspezifischer Reaktionen eines Organismus (Mensch) auf auslösende Reizereignisse. Ein solches Ereignis hat eine Qualität,

 

  • den  Betroffenen aus dem Gleichgewicht zu bringen (Homöostase)
  • die so stark ist, dass seine Fähigkeiten zur Bewältigung erheblich strapaziert oder sogar überschritten werden.

 

Die auslösenden Ereignisse werden in der Fachsprache als Stressoren bezeichnet und verlangen dem Organismus eine Anpassungsleistung (Adaption) ab. Gelingt die Adaption, ist der Mensch wieder ausgelotet und befindet sich im Gleichgewicht. Gelingt die Anpassung nicht, entstehen Krankheiten oder der Mensch stirbt.

 

Die Gesamtreaktion als Anpassungsleistung besteht aus vielfältigen Kombinationen von Reaktionen auf verschiedenen Ebenen:

 

- die physiologische Ebene

- die verhaltensbezogene Ebene (sichtbares Verhalten)

- die emotionale Ebene

- und zuletzt die kognitive Ebene.

 

Die Individualität des Einzelnen bestimmt Richtung und Unterschiede im Reaktionsvermögen. Manche Menschen erleben ein stressreiches Ereignis nach dem anderen ohne Zusammenbruch, während andere wiederum bei wenig Stress gänzlich aus den Fugen geraten. Solche Differenzen einer Handhabung entstehen deshalb, weil die meisten Stressoren sich nicht direkt auswirken. Ihr Effekt hängt von anderen Bedingungen ab, die als Moderatorvariablen bezeichnet werden. Solche Variablen bestimmen die Auswirkung eines Stressors.

 

Die für diese Zwecke wichtigste Moderatorvariable ist die sogenannte kognitive Bewertung eines Stressors. Über diese Instrument hat es der Einzelne in der Hand, zu bestimmen, ob ein auslösendes Reizereignis als Bedrohung oder aber als Herausforderung betrachtet wird.

 

Eine weitere wichtige Moderatorvariable sind die Ressourcen, die jemandem zur Verfügung stehen. Diese sind z. B.:

 

- Geld (Materielles)

- persönliche Kompetenzen

- persönliche Fertigkeiten

- der Bewältigungsstil

- mögliche professionelle Hilfeleistung (Beratung)

 

 

- Der Prozess der Stressverarbeitung

 

Bei akutem Stress:

Beginn und Ende emotionaler Erregung ergeben sich aus dem auslösenden Stressereignis.

 

Bei chronischem Stress:

Damit ist Stress als Dauerzustand gemeint, verbunden mit kontinuierlicher Erregung.

 

Damit eine Stresssituation bewältigt werden kann, gibt es eine Vielzahl körperlicher Veränderungen, die einheitlich erforderlich sind, um sich an eine derartige Situation anzupassen und diese zu verarbeiten:

 

- Pupillen erweitern sich, Ziliarmuskeln akkommodieren auf Fernsicht

- Bronchien dehnen sich aus

- Herzschlagrate steigt, ebenfalls die Stärke der Kontraktionen

- Verdauungstrakt verändert sich

- Leber schüttet Zucker aus

- Ausscheidungen der Pankreasdrüse werden unterdrückt

- Harnblase entspannt sich

- Blutgefässe der äußeren Genitalien erweitern sich

- Blutgefässe von Haut, Muskulatur, Gehirn und Eingeweide ziehen sich

   zusammen 

- Schweißbildung verstärkt sich

- "Gänsehaut" entsteht

- Adrenalin wird verstärkt ausgeschüttet

- Verdauungsflüssigkeiten werden verringert

- analer Schließmuskel kontrahiert

- urethraler Schließmuskel kontrahiert

 

Diese eingebauten Fähigkeiten mit körperlichen Bedrohungen umzugehen, haben sich aus der Evolution bewährt. Waren es in der Vergangnheit aber körperliche Stressoren, die die Stressreakton hervorgerufen haben, sind es in der heutigen modernen Zeit für die meisten Menschen mittlerweile psychische Stressoren, die den Organismus beanspruchen und zu deren Bewältigung sie unangemessen sind. Für den Umgang mit psychischen Stressoren muss der Körper nicht zusätzlich Kraft und Energie bereitstellen, wie dies erforderlich ist, wenn über körperliche Aktivität Stress aufgelöst wird. Psychischer Stress hat trotzdem eine körperliche Komponente, die über geeignete Maßnahmen abgebaut werden sollte. So kann der Organismus wieder auf ein ausgewogenes Maß zurückgefahren weren. Fahrlässiger Umgang mit diesem Kriterium führt unausweichlich zu Funktionsstörungen, Krankheiten oder aber zu Verhaltensweisen, die unerwünscht und abweichend sind.

 

 

Chronischer Stress - Psychobiologie - das allgemeine Adaptionssyndrom (AAS)

 

Hans Selye, ein kanadischer Forscher und Endokrinologe, ist wohl der bedeutendste Wissenschaftler auf dem Gebiet er Erkenntnisgewinnung in Sachen Stress. Bei seinen Arbeiten hat er sich vordergründig für Stressoren interessiert, die unsere Körperfunktion beeinflussen. In Selyes Stresstheorie gibt es viele Arten von Stress. Allen ist jedoch gemeinsam, dass sie eine Anpassung des Organismus verlangen. Neben spezifischen Reaktion gibt es typische Muster von unspezifischen Reaktionen, die jeden Stressor begleiten. Selye bezeichnet dieses Muster als allgemeines Adaptionssyndrom (AAS). Dieses Syndrom ist gekennzeichnet durch eine charakteristische Abfolge in drei Phasen:

 

- eine Alarmreaktion

- eine Phase der Resistenz

- eine Phase der Erschöpfung.

 

Die sogenannte Alarmreaktion besteht aus den physiologischen Veränderungen, durch die ein bedrohter Organismus unmittelbar seine normale Funktionstüchtigkeit wiederherzustellen versucht. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein physischer oder psychischer Stressor vorliegt.

 

Dauert eine stressauslösende Reaktion an, so folgt auf die Alarmsituation die Phase der Resistenz, während der Organismus einem Widerstand gegenüber dem Aggressor zu entwickeln scheint. Obwohl die belastende Stimulation fortdauert, verschwinden die Symptome, die während der ersten Phase auftreten und die physiologischen Prozesse, die durch die Alarmreaktion in Aufruhr geraten waren, normalisieren sich wieder. Diese Resistenz wird durch gesteigerte Hormonausschüttung vom Organismus bewirkt.

Wenn es auch während dieser zweiten Phase eine größere Resistenz gegenüber dem ursprünglichen Stressor gibt, so ist doch die Resistenz gegenüber anderen, neuen Stressoren reduziert. Jetzt kann sogar ein an sich schwacher Stressor eine starke Reaktion auslösen. Unrealistische Wutausbrüche erklären sich oftmals so, aber auch der jedem bekannte Zustand "an die Decke zu springen", eben nichts mehr verkraften zu können.

All dies passiert, wenn die Ressourcen des Körpers durch den Widerstand gegen einen früheren, mächtigeren Stressor gebunden sind. viele Menschen stellen beispielsweise fest, dass sie viel leichter gereizt reagieren, während sie sich von einer Grippe erholen.

 

Die dritte Phase tritt ein, wenn der Organismus zu lange schädlichen Stressoren ausgesetzt ist. Es ist die Phase der Erschöpfung. Der Organismus kann die notwendige Produktion erhöhter Hormonausschüttung nicht länger aufrecht erhalten. Die Anpassung gelingt nicht mehr. Viele Symptome aus der Alarmreaktion treten wieder auf. Wirkt ein Stressor auf den Organismus ein, so kann die Zerstörung von Körpergewebe und im Extremfall sogar der Tod eintreten.

 

 

Ernährungskomponenten im Stressgeschehen

 

Kaum jemand hat aus sich heraus die Möglichkeit, sein persönliches Stressgeschehen selbst zu diktieren und das Ausmaß zu bestimmen. Den meisten Menchen bleibt nichts anderes übrig, als entsprechend zu reagieren. Was der Einzelne jedoch machen kann, ist all das umzusetzen, was in seinem Einzugsbereich liegt. Gleichrangig neben anderen selbstverantwortlichen Teilen gehört auch eine gesunde Ernährungsform dazu. Kenntniszuwächse in den letzten Jahren geben her, doch recht zielsicher stressbewusste Nahrungsmittel und Inhaltsstoffe in alltägliche Ernährungsgewohnheiten zu integrieren.

 

Schon ein geringes Ausmaß an Stress erhöht den Verbrauch von Nährstoffen aus Blut und Gewebe. Zunächst kann der Körper zwar auf seine Nährstoffreserven zurückgreifen, um Belastungen abzufedern, auf Dauerstress, dem viele unterworfen sind, ist der menschliche Organismus jedoch nicht eingestellt. Normale Kost reicht dann oft nicht aus, um den Nährstoffbedarf zu decken. Wichtig ist vor allem eine vermehrte Eiweißzufuhr. Das Vitamin B6 und Pantothensäure (in Bierhefe und Vollkorn) sowie Vitamin C sind ebenfalls hilfreich. Das Spurenelement Zink und der Mineralstoff Magnesium werden bei der Produktion von Stresshormonen benötigt und tragen dadurch dazu bei, mit Stresssituaionen leichter fertig werden zu können.

 

Schlechte Ernährung und zuviel Stress schädigen unser Nervenkostüm und Nervenzellen. Selbst bei unterschwelligen Dauerbelastungen können die Nervenzellen des vegetativen Nervensystems geschädigt werden. Eine besondere Rolle für die Gesunderhaltung der Nerven übernimmt die sogenannte Myelinschicht als Schutzschicht der Zellen. Die Zufuhr der B-Vitamine Cholin und Inositol gewährleistet bestmögichen Schutz der Nervenzellen. Optimale Nervennahrung sind Vollkornprodukte und Eigelb. Wichtig ist immer eine ausreichende Zufuhr von Vitamin C, am besten so dosieren, dass über den Tag verteilt immer Vitamin C im Körper ist. Für zahlreiche Stoffwechselvorgänge wird das Vitamin benötigt.

 

Damit trotz Stress die Leistungsfähigkeit erhalten bleibt, ist auf eine ausreichende Zufuhr von Glukose zu achten, welche zur Energiegewinnung dringend benötigt wird. Damit wir ruhig und entspannt bleiben, muss die Schutzschicht der Gehirn- und Nervenzellen ölig-feucht bleiben. Die Leitfähigkeit der Neuronen spielt eine Rolle, weil sich die nervös-elektrische Reizstauung beim Entspannen auf möglichst viele Nerven verteilen sollte. Diese Reizübertragung vollzieht sich in den Synapsen über wassergefüllte Kanälchen. Positiv bzw. negativ geladene Kalziumionen sorgen für den Signalsprung von Zelle zu Zelle. Ein Mangel an Kalzium im Blut führt deshalb zwangsläufig auch zu Unruhe und Nervosität, ist also stressverursachend. Nach Meinung von Biochemikern ist Kalzium das beste natürliche Beruhigungsmittel. Optimal versorgen können wir uns damit über Milch und Milchprodukte. Zudem liefert Milch biologisch hochwertiges Eiweiß und ein breites Spektrum an essentiellen Aminosäuren in bedarfsgerechter Zusammensetzung.

 

Zur sinnvollen Stressbewältigung gehört ausreichend Bewegung. Der Ausdauersport wird von vielen nicht nur aus Freude daran, sondern auch zum Zwecke der Entspannung und als Ausgleich zum beruflichen Alltag betrieben. Ab 90 Minuten Belastungsdauer können Ausdauerathleten über die Verbrennung von körpereigenem Eiweiß Energie produzieren. Neben der Energiegewinnung aus Kohlehydraten (Glukose) steht damit eine zweite Energiequelle zur Verfügung und kann genutzt werden.

 

Um trotz Stress optimal gesund zu bleiben, ist eine gute Versorgung der Nebennieren unerläßlich. Die Nebennierenrinde produziert normalerweise innerhalb von 24 Stunden 15 - 30 mg Kortisol. Wer vermehrt unter Stress steht, ringt seinen Nebennieren eine Überproduktion von bis zum 50 mg Kortisol ab. Dies kann dazu führen, dass nachhaltig das gesamte Hormon- und Peptidsystem gestört wird. Es ist also wichtig, die Nebennieren mit Biostoffen gut zu versorgen. Aus den Nebennieren wird auch Adrenalin bereitgestellt. Dieses Hormon wird dringend benötigt, um Stresssituationen zu überstehen.

 

Das oft gescholtene Cholesterin dient der Versorgung der Nebennieren. Damit Cholesterin in den Drüsen verwertbar gemacht werden kann, werden die B-Vitamine Cholin und Inositol sowie Vitamin C benötigt. Auch die Omega-3-Fettsäuren (in Fischölen) helfen bei der Verwertbarkeit.

 

Damit Stressabschnitte im Alltag aber auch im Leben gut überstanden werden, ist eine gesunde Ernährungsweise erforderlich. Weitergehende Literaturempfehlungen:

 

"Fit durch gesunde Ernährung" von Klaus Oberbeil

 

"Essen, was mein Körper braucht - Metabolic Typing" von W. Wolcott und F. Fahey

 

"Vitalstoffe - Bausteine der Gesundheit" von Dr. K. Glagau und Dr. G. Ohlenschläger

Dieses Buch beschäftigt sich mit der orthomolekularen Medizin. Hierzu beraten auch die Apotheken.

 

Für ausführliche Beratung gibt es eingerichtete Ernährungsberatungsstellen.